Extremwetter: Wie Unternehmen auf klimatische Veränderungen reagieren können

Extreme Wettermuster verändern sich schnell. Und Führungskräfte sind sich dieser Entwicklung bewusst.
In einer von 91 stimmen 78 % der Risikoverantwortlichen zu, dass frühere Annahmen über ihre Exponierung gegenüber Extremwetterereignissen überholt sind.
Dr. Angelika Werner, Research Area Director, Climate Risk and Resilience bei 91, weist darauf hin, dass die gestiegene Häufigkeit von Extremwetterereignissen ein Zeichen für grundlegende Veränderungen des Weltklimas darstellt.
„Heutige Extremwetterereignisse lassen sich nicht einfach aus der Vergangenheit ableiten. Die Faktoren, die das Wetter bestimmen, verändern sich.“
”Einer dieser Faktoren ist die globale Erwärmung. „Wir wissen, dass sich die Erde seit dem vorindustriellen Zeitalter im Schnitt um 1,5 °C erwärmt hat. 70 % der Erdoberfläche sind von Wasser bedeckt – das bedeutet, dass die Erwärmung an Land noch stärker ist.“
Erderwärmung hat einen Dominoeffekt, der globale Wettermuster durcheinander bringt:
- Mit jeder Erhöhung um 1 °C kann die Luft 6 bis 8 % mehr Feuchtigkeit speichern. Dies führt vermehrt zu extremen Niederschlägen.
- Durch das Abschmelzen der Polkappen steigt der Meeresspiegel, Sturmfluten werden stärker und auch Küstenerosionen treten vermehrt auf.
- Die Erwärmung der Weltmeere führt zu tropischen Wirbelstürmen und anderen konvektiven Wettersystemen mit stärkerer Intensität. Zudem steigt die Feuchtigkeit an Land.
Drastische Wechsel zwischen Phasen extremer Trockenheit und Phasen starker Niederschläge verstärken die zerstörerische Wirkung. Ausgetrocknete Böden können Starkregen nicht aufnehmen, das Überflutungsrisiko steigt. Zugleich breiten sich Waldbrände schneller aus, wenn die Vegetation nach Niederschlagsphasen stärker wächst.
Neue Tools helfen, die Dynamik von Wetterextremen zu verstehen
Risikoverantwortlichen ist bewusst, dass sich die Wettermuster rasch verändern. Dennoch geben 95 % von ihnen an, dass sie sich vollständig oder größtenteils der Risiken bewusst sind, die sich aufgrund von Extremwetterereignissen für ihren Geschäftsbetrieb ergeben.
Dies mag für ihre Exponierung zum aktuellen Zeitpunkt zutreffen. Eine Prognose der Extremwetterrisiken für die nächsten 5 bis 10 Jahre erfordert jedoch ein tieferes Verständnis darüber, wie sich Wettermuster verändern und welche Faktoren diese Entwicklung bedingen. „Für eine Prognose des Risikos in den nächsten 5 bis 10 Jahren müssen wir die Dynamik hinter diesen Ereignissen verstehen“, so Werner.
Neue Analysemethoden ermöglichen es Forschenden, diese Entwicklung zu untersuchen. Die Forschungsabteilung von 91 entwickelt beispielsweise Maschine-Learning-Algorithmen, um die Beziehung zwischen atmosphärischen Bedingungen und schweren Gewitterstürmen zu untersuchen.
„Wenn wir diese Beziehung verstehen, können wir dieses Wissen hoffentlich auf das aktuelle und zukünftige Klima anwenden.“
Zu den neuen Anwendungsfeldern der künstlichen Intelligenz gehört auch die hochauflösende Wettervorhersage. „Diese Methode eröffnet Meteorolog*innen völlig neue Möglichkeiten und kann klassische numerische Wetter- und Klimamodelle ergänzen“, erklärt Werner.
Die wichtigste Frage für Unternehmen ist, welche Auswirkungen das sich verändernde Extremwetter auf ihre Anlagen und ihren Betrieb hat. Auch hier liefert die Technologie neue Erkenntnisse: Mithilfe von 3D-Modellen simulieren die Ingenieur*innen von 91, wie Hochwasser in Anlagen von Kunden eindringt, um den potenziellen Schaden zu beurteilen.
Wissenschaftliche und technologische Fortschritte wie diese spielen eine wesentliche Rolle bei der Stärkung der Resilienz gegenüber immer häufiger vorkommenden Extremwetterereignissen. „Unser Ansatz basiert auf der Überzeugung, dass die Verwendung einer wissenschaftlich fundierten Risikobewertung allen zugutekommt“, betont Werner.